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Bergemann

 

 



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Rüstringen
Wilhelmshaven

Die Geschichte Wilhelmshavens

Wilhelmshaven und der Aufbau einer deutschen Marine

Die Wappen der Stadt Wilhelmshaven
Stadtwappen von Wilhelmshaven (1892 - 1939)
Stadtwappen von Wilhelmshaven (1939 - 1946)
Stadtwappen von Wilhelmshaven (1946 bis heute)
1892 - 1939
1939 - 1946 1948 - heute

Euphorie und Enttäuschung

Worin lagen die Gründe dafür, daß Preußen ausgerechnet an dieser entlegenen Stelle des Großherzogtums Oldenburg einen Marinestützpunkt errichten wollte?

War Preußen doch nach dem Wiener Kongreß und dem dort festgelegten Abtritt des ehemaligen Fürstentums Ostfriesland an das Königreich Hannover nicht mehr an dieser Stelle der Nordsee präsent. Damit liegt der Schluß nahe, daß Preußens Interesse am Schutz der dortigen Küste geworden war.

Dies galt bis zum Jahre 1848, also dem Jahr, das nicht nur von der Deutschen Revolution geprägt, sondern auch durch den Krieg gegen Dänemark ein Meilenstein im Aufbau einer deutschen Marine war. Daß Preußen die Hegemonialmacht im Deutschen Bund war, ist bekannt.

Äußerer Anlaß für die Gründung eines Marinehafens an der Nordseeküste war die Seeblockade der deutschen Nordseeküsts durch Dänemark mit ein paar einzelnen Kreuzern, die den Küstenhandel zum Erliegen brachte. Im Großherzogtum Oldenburg fürchtete man die darüber hinaus die dänische Invasion. Die Schutzlosigkeit der deutschen Nordseeküste war offenbart.
Die Frankfurter Nationalversammlung forderte eine gemeinsame deutsche Flotte.

Neben der Denkschrift des Prinzen Adalberts, eines Vetters der Preußenkönige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I., widmete Nicolaus Carl Gustav Rintel, Rat in der Geheimen Kanzlei des Fürstbischofs von Breslau, der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt/ M. eine Denkschrift, die, ob der bereits geschilderten der Schutzlosigkeit des deutschen Seehandels, eine eigene deutsche Flotte forderte.

Prinz Adalbert, als Befehlshaber der Artellerie noch unter dem Eindruck der Ereignisse in Schleswig- Holstein stehend, forderte eine deutsche Kriegsmarine als "ächte [sic!] Repräsentantin der wiedergeborenen Einheit des Vaterlandes".

Adalbert, Prinz von Preußen (1811 - 1873)

Somit entstand aus dem Zusammenspiel von entstehendem deutschen Nationalbewußtsein und der militärischen Notwendigkeit auch bei der Frankfurter Nationalversammlung –zumindest kurzfristig – das Interesse an einer deutschen Flotte.

Ausdruck dessen war 1848 die Gründung des Reichsmarineministeriums

Eine maßgeblich vom Oldenburger Regierungsrat Erdmann verfaßte Denkschrift, die die Standortvorteile des Heppenser Fährhucks pries, führte dazu, daß eine Kommission des "Reichsmarineministerium" 1849 und 1850 nach Heppens reiste, um den Standort in Augenschein zu nehmen. Doch konnte sich das Paulskirchen- Parlament nicht über die deutsche Flotte einig werden, und beschloß am 2. April 1852 die Auflösung der Flotte, die seit 1848 eilig zusammengestellt wurde. Sie wurde 1852 in Brake versteigert.

 

Wiederaufleben des Planes

Daß die Gründung eines Marinestützpunktes im Großherzogtum Oldenburg weiter verfolgt wurde, erkennen wir im Jahre 1852. Theodor Erdmann, oldenburgischer Regierungsrat, wurde vom Großherzog damit betraut, die "Marineangelegenheiten" weiter zu betreuen. Dabei kamen ihm die bereits bei den Besuchen der Kommission des Reichsmarineministeriums und insbesondere zu deren Mitglied Samuel Gottfried Kerst geknüpften Kontakte nach Berlin zu Gute. Zusammen mit dem preußischen Regierungsrat Gaebler hielt Kerst den Gedanken, einen Marinestützpunkt an der Jade zu errichten aufrecht, was in seit 1852 zunächst geheimen Sondierungsgesprächen zwischen Preußen und Oldenburg mündete und schließlich zum Abschluß des Jadevertrages vom 20. Juli 1853 führte. Dieser r&aulm;te Preußen das Recht ein, auf dem westlichen Teil der Jade beim Heppenser Fährhuck einen Hafen anzulegen und ein Marineetablissement zu errichten. Für dieses aus den Kirchspielen Heppens und Neuende herausgelöste Gebiet, und das Territorium am östlichen Ufer des Jadebusen bei Eckwarderhörn mit einer Größe von ca. 3,3 km2 erhielt Oldenburg 500.000 Taler Entschädigung. Die Summe verwandte man in Oldenburg zum Ankauf der Herrschaften Kniphausen und Varel und konnte somit durch Beendigung des Bentinckschen Erbfolgestreits das Staatsgebiet arrondieren.

Die förmliche Abtretung des Landes, das den Namen "Königlich Preußisches Jadegebiet" erhielt, erfolgte am 23. November 1854. Das Kirchspiel Heppens büßte dabei einen wesentlich größeren Anteil seines Gebietes und seiner Bevölkerung als Neuende ein, das nur marginal von dem Gebietsverlust betroffen war. Die Gemeinde verlor durch den Vertrag von 1853 ca. drei Quadratkilometer von dem ursprünglichen Gebiet. Während Neuende von seinen 1262 Eingesessenen lediglich 37 Einwohner verlor, büßte Heppens mit 72 von 263 Einwohnern über ein Viertel seiner Bevölkerung ein.

Hafenplan vom 25. Juni 1856

Der von König Friedrich Wilhelm IV. genehmigte Hafenbauplan vom 25. Juni 1856

Nachdem Preußen erkennen mußte, daß das bereits im Besitz befindliche Gebiet für eine adäquate Errichtung eines Marineetablissements nicht ausreichte, wurde eine Nachbesserung des Jadevertrags nötig. Im Vertrag vom 16. Februar 1864 kaufte Preußen weitere 1,2 km2 Land von den Gemeinden Neuende und Heppens, wobei Heppens einen Anteil von 0,8 km2 trug.

Der Wilhelmshavener Marktplatz

Wilhelmshavens alter Marktplatz mit Rathaus (links) Elisabethkirche (mitte) und Reichspost (rechts)

Mit der Forcierung der Pläne zur Errichtung eines Marinehafens sicherte Preußen seine Vormachtstellung auf militärischem Gebiet ab und baute sie aus.
Prinz Adalbert erkannte, daß die Einbeziehung einer Militärflotte dafür unabdingbar war. Das heutige Wilhelmshaven mit seinem natürlichen Hafen war der ideale Standort und das Großherzogtum Oldenburg ein Vertragspartner, der sich im eigenen Interesse gern auf die Verhandlungen mit Preußen einließ.